Wie du deinen Wunsch nach Veränderung nervensystemfreundlich in die Tat umsetzt
Manchmal ist es doch so: wir fühlen uns auf eine bestimmte Art, möchten uns aber eigentlich gerade ganz anders fühlen.
Wir erleben uns z.B. als etwas betroffen, während wir uns eigentlich mit jemandem mitfreuen möchten. Wir sind angespannt, obwohl wir uns so sehr Entspannung herbei sehnen. Wir sorgen uns, obwohl wir unsere Sorgen eigentlich ablegen wollten.
Der Wunsch nach Veränderung ist legitim
Da ist ein Wunsch in uns nach Veränderung in unserem Erleben, und wahrscheinlich haben wir schon das ein oder andere versucht um diese emotionalen Muster für uns zu lösen. Wir vermögen es nicht so aufzutreten, zu sein und zu fühlen wie wir es uns für uns und unser Umfeld wünschen.
Es ist nachvollziehbar, wenn solch ein Wunsch nach Veränderung besteht und es ist stets löblich, wenn wir an uns arbeiten. Dennoch gilt es hier nicht in eine Falle zu tappen. Denn umso weiter wir uns an diesem Punkt von der Präsenz entfernen, desto stressiger wird es tendenziell für unser Nervensystem.
Schauen wir uns dies anhand eines Beispiels an. Wir wissen: Entspannung ist gesund! Pausen sind wichtig! Dank unzähligen Meditations-Apps sollte es doch ein Leichtes sein, für sich endlich Zugänge zu Entspannung zu schaffen. Oder?
Vielleicht fühlen wir uns gerade besonders unter Strom und angespannt. Das ist definitiv unangenehm, und auf Dauer natürlich auch ungesund. Wir machen uns also daran dieser Anspannung zu begegnen und sie im besten Falle durch Entspannung zu ersetzen. Wir hoffen, unsere muskulären Verspannungen und unsere rasenden Gedanken „in den Griff“ zu bekommen. Wir wünschen uns, stattdessen beschwingt durch den Tag zu gehen, in mehr Ruhe, Zufriedenheit und Gelassenheit. Hoch motiviert machen wir uns also ran an Meditation und Co. Doch irgendwie will das mit dem Entspannen auf Knopfdruck nicht so ganz gelingen…
Und das hat Gründe. Diese liegen wie so oft in unserem Nervensystem. Stecken wir z.B. gerade in akuter Anspannung, Sorge, Trauer, oder vergleichbaren emotionalen oder körperlichen Zuständen, so sind diese schlichtweg unsere momentane Realität. Wir können mit der Kraft des Geistes zwar durchaus Einfluss nehmen auf unsere Physiologie, und damit unsere körperliche wie emotionale Verfassung, doch dies kann nur gelingen, wenn wir uns dafür in ausreichender Balance befinden. Oder anders formuliert: nur, wenn wir uns innerhalb unseres Stresstoleranzfensters bewegen, haben wir eine echte Möglichkeit für nachhaltige Transformation.
„Übergehen“ wir jedoch unsere aktuelle Realität, indem wir uns anderes wünschen und daran arbeiten, so löst dies in unserem Nervensystem zusätzlichen Stress aus.
Nervensystemfreundliche Veränderung
Sind wir also in unserem Fall verspannt und gestresst, so wäre der sinnvollste Umgang hiermit nicht Entspannung zu forcieren (und sich auf dem Weg wahrscheinlich zusätzlich noch einiges an Frust abzuholen), sondern in die volle Präsenz zu gehen. Wenn wir die Anspannung sehen, anerkennen, einfach da sein lassen, dann wird sie für uns tragbar. Wir erhöhen unsere Kapazitäten, wir erkennen die Gefahrlosigkeit unserer Empfindungen. Unser Blick auf sie verändert sich, wir kehren zurück in Sicherheit und Vertrauen. Und sind wir einmal dort, so wird jede Veränderung die wir uns dann noch wünschen, wirklich überhaupt erst greifbar.
Was für Verspannung und Stress gilt, gilt gleichermaßen für jede andere Regung in uns. Sich endlich anders zu fühlen ist ein durch und durch nachvollziehbarer Wunsch, doch der Weg dorthin führt wahrscheinlich auf ganz anderen Pfaden als gedacht.