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  • Laura Kristin Fink

Von Anteilen und Bedürfnissen


Alles was wir in unserem Alltag wahrnehmen und durchleben spiegelt uns unser Innenleben wieder. Ich verstehe jede Begegnung, jedes Ereignis, jede Herausforderung als eine Art großen Spiegel, der mir ungeschönt zurückwirft wo ich gerade stehe.


Dies soll nicht meinen, dass sich alles eigentlich die ganze Zeit um mich und meine Persönlichkeitsentwicklung dreht. Vielmehr ermöglicht mir diese Perspektive regelmäßige Check-Ins und Gelegenheiten zum Wachsen. Jeder Moment kann als Kontaktaufnahme zum Innersten betrachtet werden, und wer diese Gelegenheiten dann und wann nutzt, kann die Verbindung zu sich selbst stärken.



Gelegenheiten zur Innenschau


So habe ich es zum Beispiel als überaus hilfreich erlebt, eigene Muster, Gedanken und Gefühle zu reflektieren und hinter ihre Fassade zu schauen. Denn hinter jeder emotionalen Regung, Handlung oder (unbewussten) Verhaltens-Strategie steht ein Anteil in uns, der bloß seine Belange einbringen will.


Vielleicht steckt hinter dem Glauben und Verhalten, viel leisten zu müssen, ein Anteil, der sich erhofft dadurch endlich gesehen und wertgeschätzt zu werden. Vielleicht steckt hinter kreisenden ängstlichen Gedanken ein Anteil, der tunlichst Wiederholungen von Verletzungen und Enttäuschungen vermeiden will. Was auch immer wir erleben in unserer Gefühlswelt oder unseren Gedanken, wir können anfangen all das zu begreifen als Regungen von Anteilen in uns, die bislang noch nicht ausreichend Beachtung erhalten haben.



In graues Gestein sind viele verschiedene Gesichter eingeprägt


Welche Anteile kennst du von dir?


Wie ist es bei dir? Erlebst du dich auch je nach Umstand und Verfassung sehr unterschiedlich? Da gibt es vielleicht einen Teil in dir, der wahnsinnig mutig, aufgeschlossen und neugierig die Welt entdecken möchte. Und manchmal nimmst du vielleicht auch einen Teil in dir wahr, der davon ganz viel Abstand nimmt und sich einfach nur zu Hause einigeln will. Vielleicht will ein Teil in dir Karriere machen, ein anderer stattdessen im Van durch Europa ziehen. Ganz viele Perspektiven, Ängste, Wünsche und Zustände treffen hier in deinem Innersten aufeinander, und je nachdem welcher Anteil gerade am meisten in dein Bewusstsein trifft, erlebst du dich und die Welt in entsprechendem Lichte.


Dass sich die menschliche Psyche in Anteilen lesen lässt, ist übrigens völlig normal und nicht pathologisch. Wir sind vielschichtige Wesen mit unterschiedlichsten Prägungen, und alle hinterlassen ihre Spuren in uns.


Wenn wir uns auf diese beiden Perspektiven einlassen - dass wir verschiedene Anteile in uns tragen, und dass in jedem Erleben eine Brücke in unser Innerstes enthalten ist - dann können wir uns dies zunutze machen. Denn wie ich in meinem Blog immer wieder beschrieben habe, bedeutet Heilung stets Integration.


Wenn wir lernen, uns all unseren inneren Anteilen zuzuwenden, insbesondere denen, die erst mal unbequem zu sein scheinen, dann kann integriert werden, was bislang nicht möglich war. Wir können Verbindungen aufbauen zu verletzten Anteilen in uns, sie vollumfänglich anerkennen und ihre Bedürfnisse erfüllen - auf bewussten, wohlwollenden und gesünderen Wegen. Sie dürfen nachgenährt werden und Sicherheit bei ihnen einziehen.

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