Queere Trennung: 5 Gründe, warum sie schwerer fällt
- Laura Kristin Fink
- 27. März
- 5 Min. Lesezeit
Machst du gerade deinen ersten queeren heartbreak durch? Oder fragst du dich, warum deine zurückliegende Beziehung immer noch so viel Energie zieht? Hier erfährst du 5 Gründe, weshalb eine queere Trennung schwieriger umzusetzen und zu verarbeiten sein kann - und auch, was dir jetzt hilft um mit deinem Verlust besser klar zu kommen.
Inhaltsverzeichnis
Warum uns Trennungen schwer fallen
Vorweg: Trennungen fallen uns Menschen nie leicht. Ganz egal ob es sich dabei um romantische, platonische, oder familiäre Beziehungen handelt, ob du queer bist oder hetero, es ein Abschied auf Zeit oder ein Abschied für immer ist - den Verlust von Bindung erleben wir schnell als zutiefst bedrohlich.
Als soziales Wesen sind wir Menschen stets auf Bindung gepolt. Wir brauchen sie gerade in unseren ersten Lebensjahren zum Überleben. Aber auch im Verlauf unseres Lebens sind wir von anderen abhängig, brauchen ein soziales Netz um uns, verlangen nach Nähe und Aufmerksamkeit von anderen um gesund zu bleiben.
Je nachdem wie zuverlässig unsere Bezugspersonen in unseren ersten Lebensjahren für uns da waren, und wie wir als Kinder Bindung erlebt haben, sind wir später mehr oder weniger gut in der Lage uns auf Beziehungen und Nähe einzulassen, aber sie eben auch gut für uns zum Abschluss zu bringen.
Wie wir Beziehung und Trennung erleben, ist also hochgradig individuell.
Es gibt jedoch ein paar strukturelle Unterschiede, die eine queere Trennung schwieriger werden lassen können, und die ich dir im Folgenden näher bringen möchte.

5 Gründe, warum queere Trennungen besonders schwer fallen können
Dein erster richtiger heartbreak
Ganz egal wie lange du warten musstest für deine erste queere Beziehungserfahrung - sie hat noch mal einen ganz anderen „Wumms“. Sie ist deine erste Erfahrung von erfüllter queerer Liebe, mit der du vielleicht nicht unbedingt rechnen konntest in deinem Leben.
Oft sind die Erwartungen an unsere erste queere Beziehung demnach besonders hoch. Wir wollen wirklich, dass sie hält. Es hängt für uns emotional mehr daran, als nur unsere Beziehungsperson. Es geht in gewisser Weise um unsere Queerness insgesamt, um unsere Chance auf Liebe.
Hast du bislang hetero gedatet, und warst vielleicht weniger emotional involviert in deinen Beziehungen, wirst du jetzt wahrscheinlich einen Unterschied feststellen können. Plötzlich tut eine Trennung noch mal ganz anders weh. Es kann sich anfühlen, als würdest du einen Teil deiner Identität verlieren und die Sorge kann groß sein, womöglich nie wieder eine solche Liebes-Erfahrung machen zu können.
Oft können all diese Gründe auch dazu führen, dass wir an unserer ersten queeren Beziehung länger festhalten, als uns gut tut.
Es können zudem alte, existenzielle Verlustängste zu Tage treten, derer wir uns bislang noch gar nicht bewusst waren.
Siehst du dich gerade herausgefordert rund um deine erste queere Trennung, dann gib dir Zeit für die Verarbeitung. Es kann helfen, professionelle Unterstützung an deiner Seite zu wissen, wenn die Gefühle besonders intensiv oder langanhaltend sind, damit du hiermit nicht alleine bist. Mehr zu mir und meinem Angebot findest du hier.
Queere Einsamkeit
Einsamkeit ist ein gesamtgesellschaftliches Problem unserer modernen westlichen Gesellschaft. Wir leben alle viel zu vereinzelt und haben wenig Raum für echte Begegnung und Verbundenheit mit unseren Mitmenschen.
Einsamkeit spielt in der queeren Community, gerade unter älteren schwulen Männern, aber noch mal eine ganz andere Rolle. Sie kann einem wie das ultimative Schicksal erscheinen: Bist du queer, dann endest du einsam. Unwahrscheinlich ist es schließlich, dass du jemanden für dich findest, mit dem es passt, und mit dem du alt werden kannst. Gerade ältere Queers und Late Bloomer haben mit diesen Ängsten ernsthaft zu kämpfen.
Bei einer queeren Trennung schwingt nun all das mit: Was, wenn ich nie wieder jemanden für mich finde und einsam ende? Diese Vorstellung kann eine Trennung noch schmerzhafter werden lassen als sie sowieso schon ist - oder sie künstlich in die Länge ziehen, aus Angst eben jener Einsamkeit ausgesetzt zu sein.
Unser kulturelles und kollektives Trauma
Egal wie bewusst du das für dich hast: das Schicksal der queeren Communities auf der ganzen Welt lastet in gewisser Weise auch auf deinen Schultern.
Der Fakt, dass queere Identitäten ausgegrenzt, kontrolliert, verfolgt oder gar hingerichtet wurden und werde - sowie der Fakt, dass queere Liebe oftmals heimlich stattfinden muss, nicht gestattet wird, mit Scham und Schuld beladen wird, oder unter Strafe steht, macht etwas mit uns.
In wie vielen Filmen und Serien mit queerer Erzählung, die du kennst, geht das Ganze nicht gut aus, und du wirst zurückgelassen mit dem fahlen Geschmack von „tja, darf nicht sein“? Es ist das Motiv, dass auch bei unserer eigenen queeren Trennungsgeschichte mit aktiviert wird: Wieder eine queere Liebe, die nicht mehr ist, die nicht sein darf.
Rund um den Verlust einer queeren Liebesbeziehung können also auch kollektive Traumaenergien für dich spürbar werden, die den Schmerz noch enorm verstärken.
Unsere kleine Community
Ein ganz praktischer Grund für eine erschwerte Trennung stellt unsere überschaubare Community dar. Die Wahrscheinlichkeit, dass du deiner ehemaligen Beziehungsperson irgendwo begegnest, und ihr voneinander mitbekommt, ist doch recht hoch. So richtig aus dem Weg gehen kann man sich kaum.
Gerade wenn sich nach einer Trennung Distanz gewünscht wird, um zu verarbeiten, kann das in unserer Community gar nicht so leicht sein und den Trennungsprozess erschweren.
Lass uns Freunde bleiben?
Sicher ist genau das auch der Grund, warum viele queere Paare nach der Trennung eine Freundschaft anstreben. Wenn man sich eh begegnet dann und wann, dann kann man auch schauen, dass das für alle Beteiligten so angenehm wie möglich wird, oder?
Gerade in der lesbischen Community gilt es als weit verbreitet mit seiner Ex befreundet zu sein.
Ob das für einen wirklich funktioniert, darf man jedoch für sich selbst herausfinden. Mindestens in der Zeit der Trennungsverarbeitung kann es hilfreich sein, wirklich erst mal auf Abstand zu gehen und keinen Kontakt zu pflegen. Besteht hier zu schnell der Anspruch, gemeinsam nahtlos in eine Freundschaft überzugehen, kann das einen Trennungsprozess erschweren.
Fazit: Queere Trennungen sind nicht einfach
Du siehst, es gibt eine Vielzahl an Gründen, warum eine queere Trennung tendenziell schwerer fallen kann als eine hetero Trennung.
Womöglich hilft dir dieses Wissen schon dabei, etwas mehr Akzeptanz zu finden für deine momentanen Gefühle. Denn egal aus welchen Gründen der Trennungsschmerz für dich gerade so schlimm ist - letzten Endes liegt genau hier der Schlüssel: kannst du mit den schmerzhaften Gefühlen da sein und eine Form der Akzeptanz finden?
Überfordern dich deine intensiven Gefühle gerade eher? Oder erlebst du dich rund um deine Trennung aktuell als gefühlsarm, ahnst aber, dass es hier emotional „was zu holen gibt“? Dann lass uns da gemeinsam dran gehen! In meiner 1:1 Coaching-Begleitung unterstütze ich dich im sicheren Zugang und Erleben deiner Gefühlswelt und erarbeite mit dir einen souveränen Umgang mit deinen Emotionen. Hier erfährst du mehr.
Ich wünsche dir so oder so, dass du aus deiner Trennung alle wichtigen Schlüsse ziehst, und gut mit deinen Gefühlen und deinem Kummer da sein kannst. Und ich wünsche dir, dass das Leben so viel Liebe für dich bereithält, dass es dir unmöglich ist, dein Herz in Zukunft geschlossen zu halten. Alles Liebe!