Um Verlustangst zu überwinden, braucht es mehr als nur ein paar gutgemeinte Tipps. Hier erfährst du, welche komplexen Gründe hinter deiner Verlustangst stecken können - und auch, welche wichtigen Schritte dir dabei helfen, deine Verlustangst in den Griff zu bekommen.
Inhaltsverzeichnis
Was bedeutet Verlustangst?
Sorgen wir uns, einen geliebten Menschen zu verlieren - sei es durch Trennung oder gar den Tod, sprechen wir von Verlustangst. Die Vorstellung, diesen Menschen nicht mehr um uns zu haben, schmerzt ungemein.
Oft ist die Angst vor einem möglichen Konflikt, und einer darauffolgenden Trennung, eng verwoben mit unserer Verlustangst. Wir haben dann nicht nur Sorge, diesen Menschen für immer zu verlieren - sondern auch, genau daran Schuld gewesen zu sein.
Trennungsschmerz ist vollkommen normal und gehört zum Leben dazu. Ist deine Angst vor einem möglichen Konflikt und einer möglichen Trennung jedoch so groß, dass sie dich lähmt, den gesamten Alltag einnimmt und deine Beziehung gänzlich überschattet? Dann lohnt es sich, dich mit deiner Verlustangst genauer auseinanderzusetzen.
Warum tut Verlustangst so verdammt weh?
Als soziale Wesen ist es für uns Menschen immer schmerzhaft, wenn sich Wege trennen. Bindung und Beziehungen sind für unser Überleben notwendig. Die Suche nach sozialem Kontakt, nach Sicherheit in Beziehungen und nach sozialem Anschluss ist tief in unsere menschliche DNA eingeschrieben.
Gerade in unseren ersten Lebensjahren sind wir vollkommen angewiesen auf die Fürsorge und Zuwendung unserer Bezugspersonen. Wie einfühlsam sie auf uns und unsere Bedürfnisse eingehen, prägt uns für den Rest unseres Lebens. Hier wäre ein Kontaktabbruch für uns schlichtweg lebensbedrohlich.
Doch auch wenn es im Verlauf unserer Kindheit zu Kontaktabbrüchen kommt - sei es durch die Scheidung der eigenen Eltern, oder den plötzlichen Tod eines Elternteils - können dies einschneidende Erfahrungen für uns werden. Auch hier bedeutet der Kontaktabbruch für uns eine große emotionale Not, die gut aufgefangen werden muss um keine Traumafolgen zu hinterlassen.
Du siehst, als Kinder und Babys sind wir also enorm darauf angewiesen, dass der Kontakt zu unseren Bezugspersonen unbedingt erhalten bleibt. Ein Kontaktabbruch und fehlende Zuwendung lassen hingegen eine tiefe Verunsicherung in uns entstehen.
Droht uns im Erwachsenenalter nun ein möglicher Verlust, eine Trennung oder im ersten Schritt auch nur ein brenzlicher Konflikt, können diese alten Prägungen einen großen Schmerz in uns heraufbeschwören. Wir verspüren dann nicht nur die Gefühle aus der jetzigen Situation, sondern haben es in vielen Fällen mit „altem Schmerz" zu tun.
Die geliebte Person zu verlieren fühlt sich dann existenziell bedrohlich an. Wir wissen zwar, dass das Leben für uns heute als erwachsene Person schon irgendwie weitergehen wird - unser System schlägt allerdings Alarm. Wir können uns nicht vorstellen, den Verlust zu überstehen, eine Trennung wirklich durchzuziehen, oder einen Konflikt offen anzusprechen. Die Angst ist so groß und überwältigend, dass wir kaum noch anderes wahrnehmen können, und wir vor der Situation entweder flüchten oder handlungsunfähig werden.
Wieso lässt sich Verlustangst nicht auf die Schnelle überwinden?
Bei einer Verlustangst in diesem Ausmaß können wir also sagen: ein möglicher Kontaktabbruch und ein Verlust wären nicht einfach nur schlimm und schwierig zu verdauen, sondern eine emotionale Vollkatastrophe. Denn hierbei sind der Verlust einer Bindung und eine existenzielle Not miteinander gekoppelt.
Eine solche Kopplung wieder aufzuheben, braucht etwas Zeit.

Diese 3 Schritte helfen dir wirklich, deine Verlustangst langfristig zu überwinden
Lass uns also einmal schauen, welche Schritte du gehen kannst, um deine Verlustangst langsam aber sicher zu überwinden.
1. Sicherheit in Bindung erleben
Haben wir in unseren ersten Bindungserfahrungen viel Unsicherheit erlebt - z.B. weil unsere Eltern nur unzuverlässig für uns da waren, oder uns zwar unsere körperlichen Bedürfnisse erfüllt haben, aber uns emotional nicht ausreichend unterstützen konnten - dann kann sich Bindung für uns bislang einfach nicht wirklich sicher anfühlen.
Wir suchen dann vielleicht unterbewusst nach Anzeichen dafür, doch im Stich gelassen zu werden, oder tun uns schwer damit, uns unserem Gegenüber wirklich offen anzuvertrauen.
Erst wenn wir beginnen neue, korrigierende Erfahrungen in Bindung mit anderen Menschen zu machen, können diese alten Verletzungen „nachheilen“.
So wird dir in diesem Fall die wiederholte Erfahrung guttun, dass jemand wirklich verlässlich für dich da ist, und du dich vor deinem Gegenüber öffnen und anvertrauen kannst.
Das kann zunächst durchaus schwer fallen, weil es noch ungewohnt ist - daher braucht das Ganze etwas Mut, Zuversicht und Geduld. Und selbstverständlich ein Gegenüber, was einen solchen Prozess zu begleiten weiß.
Es lohnt sich, eine solch essentiell wichtige Bindungserfahrung in professioneller Begleitung nachzuholen. Denn selbst wenn du in deinem Umfeld mitfühlende, unterstützende Menschen hast, mit denen du dich prinzipiell sicher und wohl fühlst, und die dich auf deinem Weg unterstützen können, so gibt dir der professionelle Rahmen durchaus noch mal ganz andere Möglichkeiten, all diese Skills für dich zu üben - ohne Erwartungen deines Gegenübers erfüllen zu müssen.
Menschen, die traumasensibel und bindungsorientiert mit dir arbeiten, können dich hierbei wunderbar unterstützen.
Erfahre hier mehr zu meiner 1:1 Coaching-Begleitung, in der wir uns gemeinsam und behutsam ein halbes Jahr für dich und deine Anliegen Zeit nehmen.
2. Beobachtende Position einnehmen
Ist die Verlustangst stark, fühlen wir uns schnell komplett von ihr eingenommen. Kein klarer Gedanke scheint mehr möglich, und der Alltag leidet sehr.
Eine wichtige Fähigkeit ist es also, sich darin zu üben, eine beobachtende Position einzunehmen. Denn wenn du deine Angst souverän beobachten kannst - wie sie kommt, wie sie da ist, und wie sie wieder geht - schaffst du eine Distanz zwischen ihr und dir.
Umso klarer dir diese beobachtende Position im Laufe der Zeit wird, desto unpersönlicher wirst du auf all deine Gefühle und Gedanken blicken.
Auch diese Fähigkeit will geübt sein, braucht etwas Geduld und eine gute Anleitung. Sie ist letzten Endes auch das, was wir in einer formalen Meditationspraxis üben.
Dich mit Achtsamkeit und traumasensibler Meditation zu befassen, kann dir hier einen ersten guten Einstieg liefern.
Wenn du möchtest, kannst du in dieser Podcastfolge direkt eine kleine Runde mit mir meditieren und dich in Gewahrsein üben.
3. Kapazitäten für deine Angst schaffen
Mal flapsig formuliert: die Angst ist gar nicht das Problem! Das eigentliche Problem liegt vielmehr darin, dass du nur sehr schlecht mit deiner Angst da sein kannst. Sie überfordert und überschwemmt dich schnell.
Zentraler Kern meiner Coaching-Begleitung ist es daher, deine emotionalen Kapazitäten zu erhöhen. Das heißt, dich zu befähigen, deine Angst auf eine Art und Weise zu erleben, die dich nicht wieder und wieder in Überforderung bringt, sondern die es dir ermöglicht, sie endlich zu verarbeiten.
Während dich deine Angst vor einem Coaching mit mir noch schnell überwältigt hat, kannst du im Laufe der Begleitung immer besser mit ihr da sein, und sie immer gelassener beobachten.
Erfahre hier mehr zu meinem 1:1 Coaching-Angebot für einen gelassenen Umgang mit deinen Gefühlen.
Fazit: Verlustangst langfristig überwinden
Du siehst also, du kannst einiges unternehmen, um deiner Verlustangst weniger ausgeliefert zu sein. Klar ist jedoch auch, dass all das etwas Zeit, Geduld und Übung braucht. Jeder Schritt lohnt sich, und ich wünsche dir alles Gute für einen sicheren und souveränen Umgang mit deiner Angst.