In meiner verwendeten Meditations-App habe ich gerade eine Lektion abgeschlossen, die sich um das Verhältnis zwischen mir und meinen Gedanken dreht. Hierbei durfte ich üben, meine Gedanken nicht nur von einer neutralen Warte aus wahrzunehmen und dann wieder ziehen zu lassen, sondern ihnen wirklich offen und sogar wertschätzend zu begegnen.
Es galt, einen Gedanken wahrzunehmen, ihn anzuerkennen („Ich höre dir zu“) und sich darüber bewusst zu werden, dass er sich aus gutem Grund gezeigt hat und eine Daseinsberechtigung hat. So, wie ich einer Freund:in begegnen würde, mit dem gleichen Maß an Mitgefühl, Geduld und Offenheit, sollte ich üben auch all meinen Gedanken zu begegnen.
Welches Verhältnis hast du zu deinen Gedanken?
Eine wahrlich spannende Praxis - stoppt doch Achtsamkeit rund um das Thema Gedanken aus meiner Erfahrung oft vorher. Ich war bereits vertraut damit, dass ich nicht meine Gedanken bin, sondern sie lediglich wahrnehme, und dass sie wie Wolken am Himmel vorbei ziehen dürfen. Manchmal rosa Schäfchenwolken, manchmal ein dunkler Sturm, der aufzieht. Alles darf sein und ich übe mich darin, sämtliche Bewertungen darüber fallen zu lassen.
Auch war ich bereits vertraut damit, dass alle Gedanken bloß Gedanken sind, und keiner mehr wahr ist als ein anderer. Ob ich denke „Die Ampel ist grün“ oder „Ich habe da einfach kein Talent“ oder „Klar, dass das mal wieder mir passiert“ - bei all dem handelt es sich bloß um Gedankenformationen, denen ich keinerlei Glauben schenken muss. Sie werden nur zu meiner Realität, wenn ich sie beginne für wahr zu halten, wenn ich beginne mich mit ihnen zu identifizieren. Also bleibe ich besser beim Beobachten aus einer Distanz heraus und einer gesunden Skepsis.
Schließe Freundschaft mit deinen Gedanken
Die beschriebene Praxis aus der Meditation jedoch, wählt einen anderen Weg. Statt aus der Distanz meine Gedankenwelt insgesamt abzuwerten, oder zumindest nicht weiter zu beachten, wendete ich mich ihr hier sogar liebevoll zu. Dank der Haltung, dass sie sich aus ganz bestimmten Gründen so gestaltet, konnte ich beginnen zu erkennen, dass hinter all den Gedanken immer Anteile stehen. Ängstliche Anteile, funktionierende Anteile, lebensfrohe Anteile. Sie alle sind Teil meiner Persönlichkeit und bringen ihre jeweiligen Wünsche, Sorgen und Themen mit. In einer Meditation ist plötzlich wunderbarer Raum da sich zu zeigen und auch gesehen zu werden.
Durch den Shift von kühler Distanz hin zu Mitgefühl und Interesse an meinen Gedanken, konnte ich beobachten, wie sich für mich dadurch eine Welt dahinter auftat. Plötzlich wird es möglich, die Gründe für die jeweiligen Gedanken zu verstehen und den Ursachen an der Wurzel zu begegnen. Es macht natürlich einen riesigen Unterschied ob wir zum Beispiel feststellen „Es gibt Selbstzweifel in meinen Gedanken, na und?“ oder ob wir diesen Zweifeln freundlich begegnen und aufrichtig verstehen wollen woher sie kommen und was sie uns sagen möchten.
Ich übe mich daher nun darin, sämtliche Gedanken als Stellvertreter:innen zu verstehen, für Anteile in mir, die gestärkt werden wollen, die Aufmerksamkeit benötigen. Wenn wir uns ihnen liebevoll zuwenden, kann Integration möglich werden, und demnach Heilung geschehen. Wir müssen uns hierfür in kein Gedankenkarussell ziehen lassen und können uns ihnen aus einer beobachtenden Position nähern. Und doch können wir unser Mitgefühl schulen und uns dafür öffnen, dass hier weitaus mehr Lektionen und Heilung versteckt liegen als vielleicht bisher angenommen.
Wer von euch die Meditations-Lektion selbst erleben möchte, findet sie in der Balance App im Fortgeschrittenen-Plan 4. (Dies ist eine persönliche Empfehlung. Ich stehe in keinem geschäftlichen Verhältnis zu Balance und erhalte hieraus keinerlei Vorteile.)