top of page
  • Laura Kristin Fink

Spiritual Bypassing verhindern durch verkörpertes Sein


Wer sich mit Spiritualität beschäftigt, dürfte mittlerweile hoffentlich auch schon über den Begriff des „Spiritual Bypassing“ gestolpert sein. Erst wenn wir mit diesem Konzept vertraut sind, können wir entsprechende Tendenzen in uns aufdecken und ablegen. Spiritual Bypassing ist nämlich ganz schön gewieft.



Was ist Spiritual Bypassing?


Getarnt als ultimatives Losgelöst Sein, Drüber Stehen oder das Empfinden, die Welt in manchen Punkten schon längst überwunden zu haben, handelt es sich hier, wie der Name schon sagt, vielmehr um ein Umgehen.


Nehmen wir einmal an, wir wurden von jemandem ziemlich enttäuscht. Statt diese Enttäuschung wirklich vollends zu spüren, durch uns durch laufen zu lassen und mit ihr zu sein, könnte es bei Spiritual Bypassing in diesem Fall passieren, dass wir zu schnell Verständnis aufbringen und uns auf die Meta-Ebene begeben. „Ach, da steh ich drüber“, „Das ist schlecht für sein Karma, das bekommt er sowieso zurück“, „Sie ist halt noch nicht so weit, ich hingegen sehe was hier vor sich geht“, und Ähnliches können dann Gedanken sein. Was eigentlich als Enttäuschung begann, wird intern bagatellisiert und in solch ein Licht gerückt, dass es einen vermeintlich nicht mehr anfasst. Dabei schwelen die eigentlichen Emotionen im Untergrund oft weiter.



Immer dann, wenn wir also zu wenig bei uns und unseren Empfindungen sind, und stattdessen zu schnell und zu viel im Außen und beim Anderen, laufen wir Gefahr „Bypassing“ zu betreiben.



Die Fokusverschiebung aufs Außen dient uns dann als Möglichkeit, uns selbst weniger spüren zu müssen. Im Grunde ist Spiritual Bypassing daher nichts weiter als ein Muster der Vermeidung. Das Tückische daran: die Vermeidung fühlt sich in diesem Fall besonders legitimiert und weise an. Wir können uns vormachen, dass wir vieles bereits überwunden haben und hinter uns lassen konnten, während wir es in Wahrheit eigentlich nur gekonnt umschiffen.



Gute Gründe für Vermeidung


Diese Prozesse laufen völlig unbewusst ab und haben ihre guten Gründe wie immer im Körper verborgen. Denn wer sich unbewusst nicht so genau spüren möchte, seine Empfindungen vermeiden mag, sich lieber wieder ins Außen begibt, trägt wirklich gute Gründe dafür in sich. Es wäre vielleicht zu bedrohlich, zu groß, zu neu, sich umfassend zu spüren. Diese Beweggründe Schritt für Schritt aufzudecken, sowie eine Zuwendung zur eigenen emotionalen Innenwelt aufzubauen, in Sicherheit und Verbundenheit, kann hier tiefe Veränderung ermöglichen.



Verkopfte vs. verkörperte Spiritualität


Wenn ich argumentiere, dass wir uns aus unserer verkopften Gesellschaft wieder mehr in unsere Körper begeben dürfen, dann dient das auch dazu, überhaupt zu ermöglichen Spiritualität zu erfahren. Hüpfen wir von unserem Kopf in spirituelle Lehren und Praktiken, kann uns das zwar wunderbar unterhalten und besser fühlen lassen, aber niemals befreien. Erst wenn wir verkörpert sind, uns in Balance befinden, und uns als beobachtende Instanz begreifen konnten, sind wir überhaupt aufnahmefähig für die tiefen Lehren aus Spiritualität & Co. Erst wenn wir unseren Körper gut spüren können, wird so etwas wie Intuition zugänglich für uns. Eine Verbundenheit zu allem um uns herum entsteht nicht, wenn wir unseren Körper überwinden, sondern wenn wir ihn endlich vollends bewohnen und annehmen.



Eine Frau umgeben von Wald hält ihre Hände zum Namasté vor ihrem Gesicht und schließt die Augen


Wer sich also der Spiritualität hingezogen fühlt, darf sich ehrlich fragen, wieso. Ist da ein Anteil dabei, der eigentlich vermeiden möchte? Und wenn ja, wie ließe sich diesem zuwenden? Wie verkörpert erlebst du dich in deiner spirituellen Praxis?


Ganz gleich was dich antreibt - Loslassen kann erst dann wirklich geschehen, wenn Akzeptanz, Sicherheit, Balance und Präsenz im Körper, im Nervensystem, vorhanden sind. Hieran zu arbeiten ermöglicht gänzlich neue Zugänge zu erleben, auch für deine spirituelle Praxis.

Comments


bottom of page