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Anteilearbeit: So kraftvoll hilft sie dir

Laura Kristin Fink

Anteilearbeit hilft, deine inneren Konflikte besser zu verstehen und echtes Mitgefühl für dich zu entwickeln. Hier erfährst du, wie du die Arbeit mit deinen verschiedenen Persönlichkeitsanteilen für dich beginnen und bestmöglich nutzen kannst.



Inhaltsverzeichnis




Was verstehen wir unter Anteilen?


Unsere Psyche lässt sich auch als ein Zusammenschluss verschiedener Anteile definieren. Das kannst du dir ein bisschen wie ein Puzzle vorstellen. Aus Sicht des klassischen Ego State Modells ergeben unsere verschiedenen Anteile zusammen dann unser Selbst. Alle Anteile haben ihren Platz in uns und erfüllen einen Zweck.


Da gibt es Anteile in uns, die sind mutig, neugierig und wissbegierig. Sie wollen die Welt entdecken, Neues lernen und über sich hinauswachsen. Dann gibt es wiederum ängstliche Anteile in jedem von uns. Sie sind eher vorsichtig, bleiben lieber in ihrer Komfortzone und sorgen sich, sich irgendwie in Gefahr zu bringen.


Vielleicht gibt es in dir eine „Rampensau“ - einen Anteil, der gerne auf der Bühne oder im Mittelpunkt steht und alle Blicke auf sich zieht. Und sicher gibt es gleichzeitig auch Anteile, die keinesfalls gesehen werden möchten.


Auch das „innere Kind“, mit dem gerne gearbeitet wird, ließe sich als ein Anteil in uns verstehen. In Wahrheit gibt es natürlich viel eher eine Vielzahl an inneren Kindern in uns.


Manche Anteile gehen hart mit einem ins Gericht. Oft wurden sie gebildet, um den Druck von außen zu minimieren, indem man ihn „nach innen“ nimmt. Die Stimmen und Urteile unserer Eltern beispielsweise finden häufig als sogenanntes Introjekt in unserer Psyche ihren Platz. Es ist wichtig uns dieser Anteile bewusst zu werden, wenn wir unsere innere Arbeit ernsthaft betreiben möchten.




Was ist Anteilearbeit?


Zunächst geht es also um die Bewusstwerdung dieser verschiedenen Anteile. Welche Stimmen gibt es denn da in dir? Welche Ängste, Bedürfnisse und Überzeugungen tragen denn diese Anteile jeweils?


Anteile lassen sich nicht eliminieren, aber transformieren. Werden wir uns ihrer bewusst, können wir sie im Anschluss genauer beforschen, uns mit ihnen anfreunden, ihre Bedürfnisse erfüllen und sie so in gewisser Weise befrieden.


Anteilearbeit beginnt also mit der Bewusstwerdung und Zuwendung zu den Anteilen in uns.




Wobei hilft Anteilearbeit?


Lass uns einmal schauen, warum es sich lohnt, sich seiner inneren Anteile bewusster zu werden und mit ihnen zu arbeiten.


Anteilearbeit ermöglicht Mitgefühl


Zu verstehen, dass man sich nicht selbst im Weg steht, sondern vielmehr innere Konflikte beobachtet, kann viel Druck rausnehmen. Gerade dann, wenn sich bei uns der Eindruck einstellt, dass wir uns selbst sabotieren, oder wir gegen uns kämpfen, kann das Wissen über die verschiedenen Anteile sehr weiterhelfen. Ausführlichere Informationen zum Thema Selbstsabotage habe ich für dich in diesem Artikel festgehalten.


Das Anteilemodell ermöglicht es uns, mehr Mitgefühl für uns und unsere Herausforderungen zu entwickeln. Nahmen wir vorher vielleicht noch an, dass wir faul seien, oder unfähig uns etwas Gutes zu tun, können wir nun anfangen zu erkennen, dass die Situation in Wahrheit komplexer ist.


Wenn sich mehrere Anteile in uns widersprechen und sich für ihre jeweiligen Bedürfnisse einsetzen - kein Wunder, dass wir dann auf der Stelle treten, oder hin und her pendeln in unserem Erleben und unseren Entscheidungen. Diese Widersprüchlichkeiten die wir bislang auf unsere Kappe genommen haben, und die uns verwirrt und frustriert haben, können wir jetzt dem Konflikt der Anteile zuordnen, weniger persönlich nehmen und mehr vermitteln.


Die Anteilearbeit hilft uns auch Mitgefühl für die jeweiligen Persönlichkeitsanteile zu entwickeln. Denn in jedem Anteil die Stärke, aber auch die Verletzlichkeit anzuerkennen, sowie sich zu fragen welchen Zweck dieser Anteil bislang erfüllt hat, und warum er hier ist, hilft uns, tiefer zu blicken und auch Widersprüche anzuerkennen.


Die Anteilearbeit ermöglicht uns ein Abrücken vom bisherigen Schwarz-Weiß-Denken, und eröffnet uns die Möglichkeit, tiefere Zusammenhänge zu verstehen und auch Ambivalenzen besser zu halten.



Anteilearbeit stärkt beobachtende Position


Dadurch, dass du auf deine inneren Anteile blicken kannst, wird auch eines immer klarer: Du bist nicht diese Anteile. Du nimmst sie wahr.


Die Anteilearbeit hilft uns also dabei eine beobachtende Position einzunehmen. Ein wichtiger Skill für deine innere Arbeit, aber auch Kern einer jeden Achtsamkeitspraxis.


Zu erkennen, dass du nicht deine Gefühle oder deine Gedanken bist, sondern sie lediglich wahrnimmst, schafft eine hilfreiche Distanz zwischen dir und den Dingen, die dich bislang sehr auf Trab gehalten haben. Du lernst, sie mehr zu beobachten, statt dich von ihnen weiter vereinnahmen zu lassen.



Verschiedene Gesichter sind in einen grauen Stein gemeißelt


4 Schritte um mit Anteilearbeit zu beginnen


  1. Frag dich, wer spricht


Ist eine Stimme in dir gerade wieder besonders laut? Dann frag dich einmal wer hier eigentlich spricht. Vielleicht kannst du ein Gefühl dahinter ausmachen, schon einen konkreten Anteil dahinter erkennen, oder gar zurückverfolgen, wie dieser Anteil in dir entstanden ist.


Unsere Glaubenssätze und Überzeugungen stammen häufig aus unserem direkten Umfeld. Stolperst du also über einen limitierenden oder schmerzhaften Glaubenssatz, dann frag dich auch hier einmal, woher er eigentlich kommt. Denn wahrscheinlich ist er nicht auf deinem Mist gewachsen.


Nimm dann wahr, wie diese Beobachtung auf dich wirkt. Verlieren die Stimme, die Bewertungen, die Gedanken schon ihre Kraft? Aufzudecken, dass es nicht deine Stimme ist, die du da hörst, sondern gerade ein Anteil spricht, kann sehr viel Erleichterung bringen.



2. Verschaffe dir einen Überblick


Halte gerne irgendwo fest, welche Anteile du im Laufe der Zeit in dir aufdecken und beobachten konntest. Vielleicht sind manche Anteile sehr präsent in deinem Alltag, und manche kommen nur in bestimmten Situation zu Tage. Schau, welche Auslöser es für ihr Erscheinen gab und verschaffe dir einen immer besseren Überblick über die innere Landkarte deiner Anteile.



3. Befreunde dich mit kraftvollen Anteilen


Hast du einen Anteil in dir aufgedeckt, der richtig stark und kraftvoll ist? Dann beginne, dich mit ihm mehr und mehr anzufreunden. Nimm auch hier wahr, wann dieser Anteil besonders deutlich spürbar ist, was ihm Spaß bereitet und ihm so richtig gut tut.


Vielleicht ist das ein kindlicher, verspielter Anteil, dem du in deinem Alltag mehr Platz einräumen magst, indem du regelmäßig für „playtime“ sorgst? Schau einmal, ob du dich mit diesem kraftvollen Anteil durch Rituale oder bestimmte Handlungen verbinden und verbünden kannst - und nimm auch hier wahr, wie gut dir das tut.



4. Lass dich professionell begleiten


Auch wenn ich dir hier erste praktische Schritte mitgebe, wie du dich an die Arbeit mit deinen Anteilen machen kannst, sei an der Stelle erwähnt, dass eine professionelle Begleitung in all dem sehr hilfreich, und manchmal auch unabdingbar ist.


Oft fällt uns der Blick von außen nicht direkt leicht, und wir können hierbei Unterstützung gebrauchen. Auch kann eine sensible Begleiter:in dir gewisse Dinge spiegeln, die dir selbst vielleicht nicht direkt aufgefallen wären.


Aber gerade dann, wenn du mit deinen verletzten inneren Anteilen arbeiten möchtest, sei darauf hingewiesen, dass du das nicht auf eigene Faust machen solltest. Hier einen sicheren Rahmen abzustecken und darin begleitet zu werden, ist enorm wichtig.


Dir z.B. eine Ego State Therapeutin zu suchen, bei der du dich wohlfühlst, ergibt in diesem Fall durchaus Sinn.


Auch in meiner Coaching-Begleitung setze ich die Grundlagen der Anteilearbeit je nach Klient:in und Anliegen dann und wann ein. Meine Arbeit ersetzt jedoch keine Ego State Therapie. Hier erfährst du mehr zu meinem Angebot.




Fazit: Anteilearbeit tut gut


Du siehst, dich deiner Psyche so zuzuwenden, kann richtig gut tun. Es braucht von dir dafür eine Bereitschaft, genauer hinzuschauen, neugierig dein Innerstes zu erforschen und mit Mitgefühl und Verständnis auf das zu reagieren, was du vorfindest. All das sind beste Voraussetzungen für mehr Verständnis und Veränderung für dich.


Ich wünsche dir beim Erforschen deiner Innenwelt viel Freude, wichtige Erkenntnisse, und eine einfühlsame Begleitung an deiner Seite.




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