Selbstsabotage? Gibt es nicht!
- Laura Kristin Fink
- 22. Feb.
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 26. Feb.
Hast du häufig den Eindruck, dir selbst im Weg zu stehen? Fällt dir Veränderung und Selbstfürsorge unglaublich schwer? Dann lässt sich schnell der Eindruck gewinnen, dass du dich selbst sabotierst.
Was wir üblicherweise als Selbstsabotage bezeichnen, verliert beim genaueren Hinsehen jedoch seinen Schrecken. Lass mich dir in diesem Blogpost zeigen, welche Gründe wirklich hinter Selbstsabotage stecken, und welche Schritte dir dabei helfen, sie endlich in den Griff zu bekommen.
Inhaltsverzeichnis
Was verstehen wir unter Selbstsabotage?
Sabotieren wir uns selbst, dann meinen wir damit üblicherweise, dass wir getroffene Entscheidungen nicht umsetzen. Wir wollen A, machen aber weiter B.
Der gute alte „Schweinehund“ ist hierfür ein Parade-Beispiel: Eigentlich ist dir klar, dass es dir gut tun würde, vorm Zubettgehen nicht noch eine Stunde auf Social Media zu verbringen. Das hindert dich nämlich am guten Einschlafen und lässt dich oft noch unzufriedener zurück als zuvor. Viel besser wäre es doch stattdessen etwas Sport zu treiben, Ruhe einkehren zu lassen und vielleicht ein gutes Buch zu lesen. Doch die Umsetzung kann verdammt schwerfallen.
Selbstsabotage fühlt sich dann an wie der fiese Gegenspieler zur Selbstfürsorge. Eigentlich weißt du schließlich, was dir gut tut, aber irgendwie will das Ganze nicht recht gelingen.
Warum erleben wir Selbstsabotage als so schmerzhaft?
Selbstsabotage nagt an unserem Selbstwert. Denn wenn es dir schwer fällt, für dich einzustehen, und dir etwas Gutes zu tun, fragst du dich schnell, was eigentlich mit dir falsch läuft. Selbstfürsorge fühlt sich dann selten nach einer Wohltat an, sondern viel öfter eher nach einem Kampf mit dir selbst. Sie kostet dich sehr viel Überwindung und Disziplin.
Triffst du wiederholt Entscheidungen, die du dann selbst nicht einhalten kannst, verstärken sich damit jedes Mal schmerzhafte Überzeugung in dir. Vielleicht sind dir folgende Gedanken daher sehr bekannt:
Ich bin unfähig.
Ich bin schlecht.
Ich bin nicht gut genug.
Ich versage.
Ich bin nicht würdig.
Mit solchen Glaubenssätzen lebt es sich nicht nur sehr beschwerlich, sondern auch der eigentlich gewünschte liebevolle Umgang mit sich selbst wird dadurch natürlich immer unerreichbarer. Ist dein Selbstwert erst so beschädigt, fällt es dir verständlicherweise schwer, dir aufrichtig etwas Gutes zu tun. Unterbewusst hat sich die Überzeugung breit gemacht, dass dir das eh nicht gelingt, und dass du das auch gar nicht verdient hättest.
Selbstsabotage schädigt zudem immer auch unser Selbstvertrauen. Wenn du dich nicht einmal auf dich selbst verlassen kannst, so scheint es, worauf ist dann noch Verlass? Rund um diese schmerzhafte Überzeugung können häufig Gefühle wie Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung und Hilflosigkeit auftreten.
Was liegt Selbstsabotage wirklich zugrunde?
Lass uns also einmal gemeinsam schauen, welche Gründe wirklich hinter Selbstsabotage stecken.
Dein Nervensystem hält dich in Sicherheit
Dein Nervensystem hat eine Aufgabe: dein Überleben zu sichern. Dafür scannt es permanent dein Befinden, deinen Körper, und natürlich deine Umgebung, um einzuschätzen, ob du dich gerade in Sicherheit befindest, oder etwas getan werden muss, um wieder mehr Sicherheit für dich herzustellen.
Vertraute Situationen werden hierbei vom Nervensystem als eher sicher eingeordnet. Logisch - hier wissen wir schließlich genau, womit wir es zu tun haben, und haben in der Vergangenheit schon hilfreiche Erfahrungen gesammelt, auf die wir im Jetzt zurückgreifen können. Das spart uns wertvolle Energie. Vertraute Situationen können wir also relativ entspannt navigieren.
Ungewohnte Situationen hingegen stellen aus Sicht des Nervensystems tendenziell eine Herausforderung dar. Wir wissen nicht so richtig was auf uns zukommt, wenn wir uns „da raus wagen“, und gehen quasi ein gewisses Risiko ein, wenn wir uns in dieser Form aus unserer Komfortzone begeben.
Aus Sicht des Nervensystems ist es also absolut nachvollziehbar, dass Veränderung mitunter richtig schwer fallen kann. Nehmen wir uns nämlich zu viel Veränderung auf einmal vor und überfordern wir uns mit zu viel Neuem, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass unser Nervensystem da sein Veto einlegt und uns stattdessen in unseren altbekannten Mustern hält.
Statt dem abendlichen Abtauchen auf Social Media jetzt also plötzlich eine bombastische Abendroutine etablieren zu wollen, wäre an der Stelle wahrscheinlich einfach viel zu viel verlangt.
Wünschst du wir also wirkliche und nachhaltige Veränderung, darfst du lernen, diese nervensystemfreundlich und step-by-step anzugehen. Mehr dazu gleich.
Innere Anteile widersprechen sich
Unsere Psyche können wir auch immer als einen Zusammenschluss verschiedener Anteile begreifen. Da gibt es mutige und neugierige Anteile in uns. Laute, leise, angstbesetzte, verletzte und starke. Eine jede Persönlichkeit setzt sich aus diesen verschiedenen Anteilen zusammen - und wie du dir vorstellen kannst, können sich diese Anteile mitunter ganz schön widersprechen.
Vielleicht gibt es mindestens einen Anteil in dir, der sich ausgebildet hat, um dich, vereinfacht gesagt, nicht so genau spüren zu müssen. Dieser Anteil hat sich gebildet um dein Überleben zu sichern in einer Zeit, in der deine Psyche sonst zu sehr gelitten hätte. Vielleicht zeigt sich dieser Anteil heute in deinem Alltag durch viel Ablenkung, z.B. Scrollen auf Social Media, um genau diesen Zweck weiter zu erfüllen: bloß nicht zu sehr mit deinen Gefühlen da sein zu müssen.
Während solche Anteile einst die Funktion hatten unser Überleben zu sichern, können sie im Erwachsenenleben mehr und mehr zur Belastung werden. Es kann hilfreich sein, die inneren Anteile zu erforschen und „nachzuheilen“ um sich aus diesen alten Mustern lösen zu können.
Oft hilft diese Perspektive direkt weiter: Es bin nicht ich, die gegen mich selbst kämpft, sondern es sind vielmehr verschiedene Anteile in mir, die unweigerlich in Konflikt geraten.
Die Angst vor deinen Gefühlen
Hinter jeder Veränderung, jeder neuen Erfahrung, wartet immer auch ein Batzen Gefühle. Begibst du dich aus deiner Komfortzone, kommst du auch stets in Kontakt mit deiner Verletzlichkeit. Etwas Neues zu wagen, braucht Mut, und ist immer zum gewissen Grad ein Schritt ins Ungewisse.
Wenn du die Gefühle, die aufkommen, wenn du dich z.B. plötzlich weniger online ablenkst und dafür mehr in Stille begibst, kaum ertragen kannst, ist es nur logisch, dass du diese Erfahrung lieber meidest. Wenn die Unzufriedenheit, Angst oder Rastlosigkeit so unangenehm ist und dich völlig überfordert - dann wirst du dich all dem nicht freiwillig aussetzen. Es ist eine natürliche Funktion unseres Gehirns, Schmerz zu meiden, und so ist es absolut nachvollziehbar, dass du dich solchen herausfordernden, schmerzhaften Gefühlen nicht freiwillig und alleine aussetzen kannst und willst.
Deine alten Verhaltensmuster, die du vielleicht hier und da gerne „updaten“ und durch gesündere ersetzen wollen würdest, sind also so lange notwendig, bis du mit den zugrunde liegenden emotionalen Herausforderungen gut umgehen kannst. Sie lassen sich also nicht einfach entfernen oder überschreiben - sondern sie fallen automatisch von dir ab, sobald du dich an die Arbeit mit deinen Gefühlen machst.

Diese 4 Schritte helfen dir raus aus der vermeintlichen Selbstsabotage
Lass uns also einmal schauen, was du jetzt konkret tun kannst, um der vermeintlichen Selbstsabotage mitfühlend und gut zu begegnen.
1. Mini-Commitments für mehr Selbstvertrauen
Um wieder Vertrauen in dich selbst zu stärken, helfen Mini-Commitments, die du dir selbst vorgibst. Du trinkst jeden Morgen ein Glas Wasser? Du gehst jeden Tag mindestens einmal um den Block? Du schreibst jeden Abend drei Dinge auf, für die du heute dankbar bist? Prima!
Egal wie klein und nichtig dir solche Vorhaben zunächst erscheinen - sie machen nicht nur im Verlauf deines Alltags einen großen Unterschied, sondern eben auch im Bezug auf dich selbst. Du übst hier im Kleinen, dir etwas Gutes zu tun, und das zur Routine werden zu lassen. Umso niedrigschwelliger du da startest, desto leichter wird es dir fallen das Ganze auch durchzuziehen.
Neue Gewohnheiten empfiehlt es sich mindestens 21 Tage lang zu etablieren. Also nimm dir ein Mini-Vorhaben vor, setz dir einen Zeitrahmen, und leg los. Umso besser du darin wirst, dir im Kleinen etwas Gutes zu tun, desto leichter lässt sich auf diese Erfahrungen dann aufbauen.
Auch hier gilt: Selbstfürsorge ist nicht zwingend die große Morgen- oder Abendroutine, die dich potentiell überfordert und zu weit aus deiner jetzigen Komfortzone bringt. Du darfst in kleinen Schritten starten, dran bleiben, und auf deinen Erfolgen aufbauen. Hier ist also etwas Geduld gefragt.
2. Nervensystem-Regulation für mehr Balance
Eine Veränderung hat nur dann Chance auch erfolgreich und nachhaltig zu sein, wenn wir sie nervensystemfreundlich gestalten. Du solltest also unbedingt mit und nicht gegen deinen Körper arbeiten, wenn du dir Verbesserung in deinem Leben wünschst.
Lies hier mehr zum sogenannten Stresstoleranzfenster um Basis-Wissen über Nervensystem-Zustände und die Arbeit mit dem Nervensystem zu erhalten.
3. Übersicht über innere Anteile für mehr Verständnis
Dir deiner inneren Anteile mehr und mehr bewusst zu werden, hilft dabei, komplexe Dynamiken in dir besser zu verstehen und dein Mitgefühl für dich zu erhöhen.
Lies hier mehr zur Anteile-Arbeit und wie sie dir helfen kann.
4. Emotionale Kapazitäten für einen gelassen Umgang mit deinen Gefühlen
Die Angst vor den eigenen Empfindungen kann uns lähmen. Umso wichtiger ist es, endlich einen sicheren und gelassen Umgang mit den eigenen Gefühlen zu entwickeln.
In meiner Coaching-Begleitung arbeite ich mit dir aktiv an einem sicheren Erleben deiner Gefühle und einer Erhöhung deiner emotionalen Kapazitäten. So kannst du mit dem, was dich einst überfordert hat, nun souverän da sein, und deine Gefühle besser verstehen und beobachten.
Erfahre hier mehr zur Arbeit mit mir im 1:1. Ich freue mich auf dich!
Selbstsabotage gibt es nicht
Du siehst, was wir häufig erleben als ein „Ich steh mir manchmal selbst im Weg“, hat in Wahrheit komplexe Gründe. Bei genauerer Betrachtung können wir auch für scheinbar unlogisches Verhalten Erklärungen finden.
Es bist nicht du, die es „einfach nicht auf die Reihe kriegt“, sondern es gibt zahlreiche Gründe in dir, die es aufzudecken und zu bearbeiten gilt.
Nichts davon ist nämlich in Stein gemeißelt: An deinem Selbstwert, einem balancierten Nervensystem, mehr Aufgeräumtheit im Innern und deinen emotionalen Skills lässt sich ganz wunderbar arbeiten. Ich wünsche dir den Mut, dich mit dir zu beschäftigen, für dich tiefer zu blicken und dir in all dem Unterstützung zu holen, wenn der Zeitpunkt für dich reif ist. Alles Liebe!