Wusstest du eigentlich, dass ein Gefühl im Schnitt nur 90 Sekunden benötigt um im Körper aufzukommen und wieder abzuebben?
Aufmerksamkeit erhält diese biochemische Tatsache vor allem durch die Arbeit der Neurowissenschaftlerin Dr. Jill Bolte Taylor, die sich mit ihrer „90-Sekunden-Regel“ dieses Phänomen zu Nutzen macht.
Denn bekanntlich hängen wir oft länger an Gefühlen fest, manche scheinen uns gar ein ständiger Begleiter zu werden. Bloße Körperempfindungen lassen wir zu Emotionen heranwachsen, indem wir sie gruppieren, bewerten, analysieren. Wir lassen sie uns quasi zu Kopf steigen, sorgen uns um sie, wollen sie verändert sehen, etc.
Dabei kann ein Gefühl im Körper, wie etwa ein Kloß im Hals, auch bloß als etwas betrachtet werden, was sich gerade einmal zeigen und durch uns durch möchte. Wenn wir diesem natürlichen Prozess des Aufkommens und Abebbens einer solchen Empfindung nicht länger im Wege stehen, können wir viel Energie zurückgewinnen, die wir vorher in einer Art Kampf mit der Empfindung fehlgeleitet haben.
Lernen zu Fühlen
Mir selbst fehlte große Zeit meines Lebens ein brauchbarer Zugang zu meinen Gefühlen, eine hilfreiche Körperwahrnehmung hierfür und eine Souveränität mit all dem, was ich fühlen konnte. Ich durfte mich also auf die Reise machen, all das, wie ich es damals empfand, liebevoll nachzuholen.
Ich erinnere noch gut, wie ich dafür mitunter angestrengt über dem „Rad der Emotionen“ saß und grübelte, wo ich mich jetzt am ehesten einordnen würde. Irgendwie war das alles gar nicht so leicht mit dem Fühlen…
Der Knoten platzte für mich erst so wirklich, als ich begann auf Ebene des Nervensystems zu agieren. Durch Co-Regulation und Selbstregulation häufte sich für mich das Erleben von Sicherheit - mein „Stresstoleranzfenster“ weitete sich, ich gewann an Kapazitäten zurück.
Fühlen braucht Sicherheit
Wirklich präsent zu sein mit unseren Gefühlen, ihnen den nötigen Raum zu schenken den sie gerade benötigen, sie nicht zu bewerten oder verändern zu wollen - all das braucht Übung. Vor allen Dingen braucht es hierfür aber ein ausreichendes Maß an Sicherheit. Denn nur wenn wir wirklich tief spüren können, dass uns der exemplarische Kloß im Hals nicht gefährlich wird, können wir uns auch auf ihn einlassen. Wir können unsere Komfortzone für unsere Gefühle dann im Laufe der Zeit erweitern und lernen, all unsere Gefühle zu halten.
Ich wünsche dir hierfür auf deinem Weg alles Gute, viel Sicherheit und eine liebevolle Unterstützung.
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