Wie ein reguliertes Nervensystem dir dabei hilft.
Unser autonomes Nervensystem ist ein wahres Geschenk. Ohne unser Zutun regelt es alle lebensnotwendigen Angelegenheiten wie z.B. unseren Puls, die Atmung oder unsere Muskelaktivität. Permanent scannt unser Körper zudem auch unsere Umgebung ab, eine Sicherheitsvorkehrung die für uns in diesem Artikel eine entscheidende Rolle spielt.
Bewegen wir uns nämlich in einem dysregulierten Nervensystem durch die Welt, stehen wir häufig chronisch unter Anspannung. Auf jeden Fall ist unser Stresstoleranzfenster dann so eng, dass uns schon kleine Abweichungen von unserem Wohlfühlzustand aus der Bahn werfen können. In einem sachlichen Kommentar sehen wir z.B. direkt einen Angriff unserer Person. Das Leben kommt uns vielleicht ungerecht vor, und man selbst zieht immer den Kürzeren.
Kein Loslassen im "Survival Modus"
Qualitäten wie Sicherheit und Vertrauen können wir in diesem Zustand kaum Platz einräumen, weil wir uns unterbewusst im „Survival Modus“ bewegen. Wir reagieren sensibel auf die Welt und sehen uns gezwungen uns permanent verteidigen und rechtfertigen zu müssen. In diesem Überlebensmodus sehen und fürchten wir nicht nur überall Gefahren und Angriffe, sondern halten wir unterbewusst auch an allem fest. Das ist ganz logisch, müssen wir doch die Sicherung unserer Existenz immer im Auge behalten.
Was dramatisch klingt, kann sich in ganz banalen Situationen zeigen. So hat sich für mich z.B. mein Umgang mit Essen entspannt, als ich begann mein Nervensystem zu regulieren. Während ich früher trotz vollem Teller vor mir in geselliger Runde schon auf die Reste im Topf schielte und fürchtete, es könnte für mich später keinen Nachschlag mehr geben, kann ich mich heute ganz entspannt satt essen, ohne Futterneid.
Diese Prozesse laufen, wie alle Prozesse des autonomen Nervensystems, völlig automatisch und unterbewusst ab. Natürlich war mir mental bewusst, dass ich an dem Abend satt werden würde, doch mein Körper fühlte sich in dem Moment einfach nicht sicher genug. Man beginnt in diesem Zustand also leider zu klammern, zu horden und zu neiden.
Durch Nervensystem-Regulation zu mehr Sicherheit
Regulieren wir jedoch unser Nervensystem und erweitern damit auch unser Stresstoleranzfenster, gelingt es uns mehr und mehr aus dem „Survival Modus“ heraus zu kommen. Wir beginnen die Welt als einen sicheren Ort wahrzunehmen, unsere Sozialkontakte sind vertrauenserweckender, wir nehmen Angelegenheiten weniger persönlich.
Es ergibt sich ein neuer Seins-Zustand, der auf Sicherheit statt Ängstlichkeit, und Vertrauen statt Konkurrenzdenken fußt. Und ganz automatisch fällt uns das Loslassen leichter. Loslassen und Teilen von Gegenständen, ja, aber eben auch das Loslassen von uns und unseren inneren Blockaden.
Wer noch Themen mit sich herumschleppt (und das tun wir bekanntlich alle), aber die erwünschte Veränderung bislang noch nicht geschehen konnte, sollte es also mal über die Regulation des eigenen Nervensystems versuchen. Denn fühlen wir uns in uns sicher, gibt es keinen Grund mehr an altem Ballast festzuhalten.